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Albrecht Dürer - Engelkampf

von Julia Kynast


Albrecht Dürers (1441-1528) Version der Apokalypse ist ein Thema, das die Forschung seit Jahrhunderten beschäftigt und das bis in die heutige Zeit nichts an Aktualität eingebüßt hat. Der Bildzyklus entstand zu einer Zeit im 15. Jahrhundert, in der die Menschen einerseits von Aufständen, Pestepidemien und der ständigen Gefahr aus dem Osten geprägt waren, sich andererseits jedoch auch mit den fortschrittlichen Ideen des Humanismus sowie mit ersten reformatorischen Gedanken auseinandersetzten, die angefeuert von der Erfindung des Buchdruckes Anfang des 16. Jahrhunderts an Bedeutung gewonnen hatten. 

Der Engelkampf ist das siebte von insgesamt fünfzehn grafischen Blättern Dürers, die er 1498 in Buchform veröffentlichte. Das Werk enthält neben den Holzschnitten auch die Offenbarungstexte des Heiligen Johannes, die im Neuen Testament beschrieben werden. Dabei veranschaulicht der Künstler diesen Text bildlich und schmückt einzelne Passagen weiter aus. Er geht auf die düsteren Visionen des Heiligen ein und dessen göttliche Prophezeiung von einem himmlischen Jerusalem.


Der 396 x 288 mm messende, hochformatige Holzschnitt ist zweigeteilt in einen irdischen sowie in einen himmlischen Bildbereich. Im Zentrum des unteren, des irdischen Bildteils wütet ein entsetzliches Strafgericht. Hier dominieren vier kolossale Engel, die als Euphratengel identifiziert werden können. Mit zornigen Gesichtern, ihre langen Schwerter zum Schlag erhoben, stehen sie, ausgerichtet nach allen vier Himmelsrichtungen, über den sich unter ihnen windenden Menschen. Dabei verschonen sie weder König noch Papst. In ihrer übermächtigen Erscheinung ragen die Engel hinein in den himmlischen Bildbereich. Zwischen ihnen lassen sich die Umrisse einer Stadt erkennen und über ihren Köpfen nähern sich horizontal von links, aus einer Wolkendecke herausgaloppierend, sechs Ritter auf mystischen Fabelwesen. Ihr Ziel scheint für den Betrachter nicht klar erkennbar. Über dieser Szenerie thront mittig, von einem Heiligenschein eingerahmt, der Gottvater über einem reich verzierten Altar. Er hält vier Posaunen in seinen Händen und wird auf beiden Seiten von zwei Engelsfiguren flankiert. Der Engel zu seiner rechten Seite bläst eine weitere Posaune. Umgeben sind die Himmelsgestalten von einer lockeren Wolkenformation. Dürers Monogramm befindet sich mittig am unteren Bildrand.


Dem Engelkampf wird das neunte Kapitel des Offenbarungstextes zugeordnet. In diesem steht geschrieben, dass der sechste Engel seine Posaune blies, woraufhin aus den vier Ecken des goldenen Altars vor Gott eine Stimme ertönte. Diese soll ihn dazu aufgefordert haben, die vier Engel, welche an den großen Strom Euphrat gebunden waren, loszulassen. Denn eben diese sollten zu jeder Zeit bereit sein, den dritten Teil der Menschheit zu erschlagen, um so die Welt von deren begangenen Verbrechen zu bereinigen.


Albrecht Dürer - Engelkampf

Holzschnitt, ca. 1496, 397 x 286 mm, Städel Museum in München

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