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Arnold Böcklin - Die Pest

von Alexandra Tuschka


Arnold Böcklin wagte sich an eine Personifikation der grausamen Pest 1898. In dem Gemälde wütet ein großformatiges und drachenähnliches Ungeheuer durch das Bild. Auf diesem sitzt ein klappriger Sensenmann; seine Waffe schwingt er scheinbar wahllos umher und verbreitet großes Unheil über den Straßen. Die Augen sind ausgehöhlt, die Mundwinkel heruntergezogen – weder Mitgefühl noch eine sonstige menschliche Regung ist in dem erstarrten Gesicht zu erkennen. Man kann förmlich spüren, wie das Ungeheuer in den Bildraum hinein und auf den Betrachter zufliegt, so dynamisch ist dessen Flug dargestellt.

Auf den Straßen mischen sich dramatische Abwehrreaktionen der Schutzsuchenden zu bereits toten Körpern. Wie von einer unsichtbaren Macht ergriffen, fällt ein Mädchen in rotem Kleid zu Boden. Der „Pesthauch“ – ein unsichtbarer, kaum merklicher Windzug geht um. Die enge Gasse wird so zum unausweichlichen Todesurteil. Vor dem hellen Horizont setzen sich die dramatischen Silhouetten der Todgeweihten ab. Der stärkste Kontrast zeigt sich in der Braut vorne, aus der bereits alles Leben entwichen ist. Die Vergänglichkeit von Jugend, Schönheit und junger Liebe hätte Böcklin nicht deutlicher darstellen können. Über die Leiche hat sich ein anderer Körper gelegt. Würde der Sensenmann Jemanden verschonen, könnte man diese Geste mit einer Beweinung verwechseln wollen. Doch das Mädchen ist bloß ein weiteres Opfer.


Eine monsterähnliche Figur taucht auch in zwei weiteren Werken Böcklins auf: in der „Drache in der Felsschlucht“ sind die Personen ähnlich machtlos, und auch die "Cholera", eine Gemäldestudie aus dem Jahre 1876, zeigt ein ganz ähnliches, langhalsiges Wesen, welches sich von oben ins Bild begibt. Es öffnet den Mund und bringt den Tod über die drei am Boden liegenden Männer.

Die Übermacht der Krankheit, die Unterlegenheit des Menschen gegenüber dem unsichtbaren Gegner – Böcklin wird dies ganz persönlich nachvollzogen haben können: sein erster Sohn starb 1854 an Cholera, 1858 ein weiterer an Thypus. Letztlich zeigt Böcklin hier eindrücklich die Darstellung der Unausweichlichkeit und Grausamkeit des Schicksals.



Arnold Böcklin - Die Pest

Tempera auf Tannenholz, 1898, 149,5 x 104,5 cm, Kunstmuseum in Basel

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