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Caravaggio - Madonna dei Palafrenieri

von Helen Bremm


Zu sehen sind zwei Frauen und ein Kleinkind, die sich in einem kaum-auszumachenden dunklen Raum befinden. Nur durch ein kleines Fenster, nicht sichtbar, am oberen linken Bildrand fällt ein weiches Licht auf die Szene. Die junge Frau links hält nach vorne gebeugt ihren kleinen Sohn mit beiden Händen unter den Armen, als wäre er dabei, ihr zu entwischen. Sein Fuß steht auf Ihrem, der wiederum dicht hinter dem Kopf einer Schlange steht, die sich auf dem Boden kräuselt. Die ältere Frau schaut andächtig zu, die Hände vor dem Bauch verschränkt.

Wären da nicht die Heiligenscheine über den Köpfen der Frauen und die rätselhafte Anwesenheit des Reptils, könnte es sich um eine Alltagsszene aus der Zeit des Künstlers handeln. Die Frauen sind dementsprechend gekleidet und die Umgebung dezent und prunklos.


Tatsächlich ist das Bild stark symbolträchtig – die Frauen sind die Maria, Mutter Gottes, und ihre Mutter die Heilige Anna, das Kleinkind ist das Jesuskind. Es steht nicht zufällig zusammen mit dem Fuße der Mutter auf der tödlichen Schlange. Die Schlange repräsentiert den Sündenfall der Menschheit durch Adam und Eva im Paradies, die von einer Schlange verführt vom Baum der Erkenntnis aßen. Maria gilt als von dieser Sünde frei geboren, daher zerquetscht sie die Schlange aka Sünde. Jesus wird durch seinen Tod am Kreuz die Menschen von der Sünde befreien. Das Bild übermittelt also eine biblische Botschaft.


Die Geste des «Auf den Fuß tretens» gibt es schon in der mittelalterlichen Buchmalerei und ist ein Symbol der Dominanz. Meist findet man sie in Szenen der Gefangennahme Christi, wo dieser zwar abgeführt wird, seinem Peiniger als Zeichen der Überlegenheit auf den Fuß tritt, Caravaggio greift diese — später seltene — Geste wieder auf. 


Caravaggios Naturalismus stellt die biblische Szene in zeitgenössischen Gewändern und in einer zeitlosen Örtlichkeit dar. Sie wird so für jedermann zugänglich und relevant. Ursprünglich war das Gemälde für den Altar der Kapelle des Ordens dei Palafrenieri im Petersdom in Rom gedacht. Es wurde jedoch direkt nach der Fertigstellung für die Privatsammlung eines Kardinals gekauft. In der Kirche hätte es für das schriftunkundige Volk eine didaktische Funktion erfüllt.



Caravaggio - Madonna dei Palafrenieri

Öl auf Leinwand, 1605, 292 x 211 cm, Galleria Borghese in Rom


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