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Lucas Cranach d. Ä. – Venus und Amor als Honigdieb

von Alexandra Tuschka


Nackt begibt sich die langgliedrige Venus ins Bild – nur auf den ausladenden Hut wollte sie offenbar nicht verzichten. Gekonnt setzt sie ihre Silhouette in Szene, indem sie einen Arm an einem Ast festhält und ihr Bein grazil über einen anderen hebt, der ihr frech den Weg versperrt. Mit dem kecken Blick, der dem Betrachter gilt, erinnert die Dargestellte an die Gefahren der Verführungen der Frau. Amor, der soeben eine Honigwabe gestohlen hat, hat hingegen die zornigen Bienen am Hals. Diese hatten sich im hohlen Stamm des Apfelbaumes eingenistet.

Amor weint und scheint die Aufmerksamkeit seiner Mutter zu suchen. Links zeigen sich ein paar Wildtiere aus dem dichten Wald und im rechten Hintergrund ist der Blick auf eine zauberhafte Berglandschaft zu sehen. Ein Haus und einige Bäume akzentuieren diesen Bildbereich. Die hier gezeigte Begebenheit geht auf das Gedicht „Keriokleptes“ – der Honigdieb von Theokritos zurück. Hier klaut Amor in den Bienenstock, wird aber von diesen attackiert. Er beklagt sich bei seiner Mutter, wie so kleine Wesen ihm solch großen Schmerz beibringen könnten und wird von ihr ermahnt, dass auch er, als kleines Wesen mit seinen Pfeilen großen Schmerz zufügt. Die lateinische Inschrift am oberen, linken Bildrand paraphrasiert eine lateinische Übersetzung des Textes.


Es gibt jedoch eine weitere Sinnschicht des Gemäldes – zum Entstehungszeitpunkt verbreiteten sich die Syphilis und andere Geschlechtskrankheiten in Europa. Cranach mahnt, in Kombination mit der verführerischen Venus auch vor dem unüberlegten Geschlechtsakt.



Lucas Cranach d. Ä. – Venus und Amor als Honigdieb

Öl auf Holz, um 1529, 81,3 x 54,6 cm, National Gallery in London


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