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Jodocus van Winghe - Delilas Verrat und Samsons Gefangennahme

von Frauke Maria Petry


Jodocus van Winghe hält die alttestamentliche Geschichte des unbezwingbaren Samson als eine Art Simultandarstellung der Geschehnisse fest: Delila entlockt ihrem Geliebten Samson das Geheimnis um die magische Kraft, deren Quelle in seinen Haaren liegt. Die entblößte Brust der Frau verweist auf das vorangegangene Liebesspiel.

Nur selten wird die Szene erotisch gezeigt. Indem dem schlafenden Helden die Locken abgeschnitten werden, können die Philister ihm die Augen ausstechen. Die abgetrennten Haare sind das Symbol des Sieges der weiblichen Verführungskünste über den zuvor Unbezwingbaren. Der Akt steht für die Kastration des Mannes. Die Verräterin wird zusätzlich belastet, da die Schere als Blendungsinstrument weiterverwendet wird.


Delila erscheint als Siegerin und ihr Volk triumphiert für eine kurze Zeit. Doch in Gefangenschaft wachsen Samson die Haare nach und er kann bei einem Fest den Philistertempel zerstören. Darauf verweist möglicherweise die Architektur, die im Bild Ort des Geschehens ist.

Delila wird spätestens seit dem Mittelalter als die Verderbtheit der Frau zitiert. Sie steht für die Fleischeslust, ist die Personifikation lasterhaften Verhaltens. In der Bibel ist sie eine Hure, welche die Locken abschneidet. In anderen Überlieferungen ist sie die Ehefrau Samsons und ein Barbier stutzt die Haare. Delila steht in der Tradition der ‚femme fatale‘ (franz. verhängnisvolle Frau), gekennzeichnet durch Schönheit, Sinnlichkeit, Intelligenz, Selbstbewusstsein, List und Beharrlichkeit. Ihr gelingt es, einen unbezwingbaren Mann zu stürzen. Es bleibt offen, ob sie den Verrat wegen des angebotenen Geldes oder zur Befreiung ihres Volkes begeht.


Jodocus van Winghe - Delilas Verrat und Samsons Gefangennahme

Öl auf Leinwand, um 1580, 215,5 x 243 cm, Kunstpalast in Düsseldorf

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