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John Everett Millais - Ophelia

von Alexandra Tuschka


Der englische Maler Millais wählte für dieses Werk eine Szene aus «Hamlet» und beeinflusste damit die Ikonographie einer Figur nachhaltig: der ertrunkenen Ophelia. Zu sehen ist das ertrunkene Mädchen in einem pompösen Kleid. Sie treibt in einem nahezu stillen Gewässer, um sie herum ist verwilderte Natur zu sehen. Viele Pflanzen sind so detailliert ausgearbeitet, dass sie gut identifizierbar sind.


Bei der jungen Frau handelt es sich um Ophelia, die weibliche Hauptfigur des Stückes von Shakespeare. Die Liebschaft zu Hamlet wurde Ophelia von ihrem Vater Polonius verboten. Als Hamlet Polonius aus Versehen tötet und daraufhin verbannt wird, wird das Mädchen vom Wahnsinn ergriffen. Dass sie tot in einem Fluss treibend gefunden wird, erzählt das Stück. Ob es wirklich Selbstmord war, bleibt offen. Der Tragik der Figur ist ein Suizid freilich zuträglich, weshalb auch der Maler Millais uns subtile Hinweise für diese Annahme gibt, bspw. durch die Blumensprache.


Die ungewöhnlich Motivwahl war seinerzeit neuartig. Als Modell für die berühmte Literaturfigur wählte er Elisabeth Siddal, die Ehefrau des Malers Dante Rossetti. Mit ihrer blassen Haut und den rötlichen Haaren war sie eine ungewöhnliche Wahl von aparter Schönheit. 

Millais schuf das Gemälde in zwei Etappen. Im Sommer 1851 malte er erst die Landschaft. Dies war mit einigen Hindernissen verbunden: Er klagte über Mücken, über die Gefahr ins Wasser geweht zu werden und erhielt eine Beschwerde wegen unbefugten Betretens eines Feldes. Er blieb aber seinem Anspruch einer detaillierten Wiedergabe nach der Natur treu. Als es kälter wurde, ließ er sich hierfür sogar eine Hütte bauen. Im Winter desselben Jahres fügte er Ophelia hinzu. 


Das Kleid für sein Modell, die alle liebevoll «Siddal» nannten, hatte Millais für 4 englische Pfund gekauft. Es sei zwar «alt und schmutzig», aber doch «prachtvoll mit seinem silbernen Floralmuster». Mit dem Kleid legte sich das Mädchen in eine gefüllte Badewanne. 4 Monate lang sollte Millais an dem Gemälde arbeiten. Eine bekannte Anekdote erzählt, dass Millais einmal vergaß, die Kerzen unter der Wanne auszutauschen, woraufhin Siddal krank wurde. Erst als Millais zustimmte, die 50 Pfund Arztrechnung zu übernehmen, sah der Vater des Mädchens von juristischen Konsequenzen ab. 


Da Millais mit der Blumensprache arbeitete, traf er den Nerv der viktorianischen Zeitgenossen. Er fügte den Erwähnungen bei Shakespeare weitere Pflanzen hinzu. Weide, Nessel, Stiefmütterchen und Gänseblümchen symbolisieren die Trauer über die unerwiderte Liebe, aber auch die Unschuld und Reinheit von Ophelias Zuneigung. Diese Blumen treiben über dem Kleid der Toten. Aus Veilchen hat sich das Mädchen vor ihrem Tod eine Kette gebastelt. Diese werden im Stück gesondert erwähnt: Ophelias selbst sagt «Ich wollte euch ein paar Veilchen geben, aber sie welkten alle, da mein Vater starb.» Die Veilchen stehen somit als Symbol für das frühe und unverhoffte Ableben. Auch den Mohn, die Blume des Todes, hat Millais hinzugefügt, ebenso wie das selbsterklärende «Vergißmeinnicht». Ophelias Pose mit den geöffneten Armen steht für ihre reinen Absichten und ihre Hilflosigkeit und wurde in der Folge von zahlreichen Künstlern übernommen. 



John Everett Millais - Ophelia

Öl auf Leinwand, 1889, 97,79 cm x 158,12 cm, Privatsammlung

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