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Lucas van Leyden - Die Schachspieler

von Alexandra Tuschka


Auf den ersten Blick mag dies ein unauffälliges Werk sein — es stellt jedoch eins der ersten Genreszenen auf Leinwand der gesamten Kunstgeschichte dar. Und noch etwas: hier ist auch auf den zweiten Blick nichts wie es scheint. 

Ein Paar gleichen Alters spielt eine Partie Schach. Die Dame ist dabei, eine Figur zu setzen, der Mann kratzt sich grübelnd am Kopf. Ein weiterer, offensichtlich wohlhabend und älterer Mann versucht, den Zug der Dame zu manipulieren. Viele verschiedene andere Personen beleben das Bild ohne erkennbaren Zusammenhang zur Vorderszene. Das hier gezeigte «Kurierschach» wird heute kaum noch gespielt und beinhaltet andere Figuren als das heutige Schach. Man fand durch das Nachstellen der Partie heraus, dass die Dame gerade den gewinnbringenden Zug ausführt. Was hat das zu bedeuten? 

Das Schachspiel war — im Gegensatz zum verpönten Kartenspiel — auch eine Liebesmetapher. Die Geschlechter konnten in einer Partie spielerisch ihre Kräfte messen… und später dieses Kräftemessen im Privatraum weiterführen. Nicht umsonst gibt es zahlreiche Hochzeitstruhen und Dekorationsgegenstände, die Verliebte beim Schachspiel zeigen. Schauen wir genauer hin, erkennen wir zudem, dass die Dame und der ältere Mann über ihr Eheringe tragen. Präferiert sie den jüngeren, und will ihr Ehemann noch schnell den Zug verhindern? Schauen Sie genau hin, mit welchem Finger sie dessen Geste kommentiert! Der Stinkefinger ist schon seit der Antike bekannt. Eine der schwarzen Figuren steht zwischen den weißen — sie hat dort eigentlich nichts zu suchen. Es ist keine geringere als die Figur «Spion», die uns womöglich verrät, dass hier eine inszenierte Partie stattfindet, und der Ehemann greift noch schnell in die Manteltasche, um ein paar Scheine zur Bestechung herauszukramen? 


Lucas van Leyden war eigentlich ein begabter Kupferstecher; seine Leinwandwerke sind rar und von geringerer Virtuosität. Sie zeigen in der Mehrzahl Spielszenen, die die Weibermacht und große Altersunterschiede, wie beim «ungleichen Paar» thematisieren. Zudem macht van Leyden stets Platz für den Betrachter am Tisch. So mögen wir spontan Platz nehmen, doch auf den zweiten Blick entpuppt sich die Szene als etwas anderes. 


Lucas van Leyden - Die Schachspieler

Öl auf Holz, um 1508, 27 × 35 cm, Gemäldegalerie in Berlin

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