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Édouard Manet - Bar in den Folies Bergères

von Alexandra Tuschka


Kennen Sie das? Sie wollen eigentlich nicht noch einmal ausgehen – und auf einmal finden Sie sich an einer Bar wieder und bestellen einen Drink nach dem anderen? An dieser Situation ist vielleicht die hübsche Bardame Suzon schuld. Wie die anderen Damen in dem berühmten Pariser Szenelokal in Folies-Bergère steht Suzon womöglich für den ein oder anderen Schein auch für weitere Vergnügungen zur Verfügung.

Doch Halt! Einiges an dieser Situation irritiert uns. Hinter Suzon ist ein riesiger Spiegel zu sehen, der uns einige Unstimmigkeiten offenbart. Wir dachten, sie spräche mit uns? Nun jedoch erkennen wir, dass sie rechts mit einem Mann mit Zylinder im Gespräch ist. Zu ihm beugt sie sich einladend herüber – für uns hat sie nur einen gelangweilten Blick übrig. Müssten nicht auch die Flaschen woanders stehen, wenn diese realistisch gespiegelt würden? Wieso werfen die Gegenstände keine Schatten? Im Spiegel scheint das Mädchen viel mehr Platz hinter der Bar zu haben – in Wahrheit signalisiert der goldene Rahmen, dass in wenigen Zentimetern hinter ihr die Wand beginnt.

Eine Beschäftigung mit diesem Gemälde gipfelt in der Frage – sind diese Unstimmigkeiten dem Unvermögen des Malers geschuldet oder ordnet sich die Komposition geschickt dem Anspruch der ästhetischen Wahrnehmung unter?

Die Wahl, durch den großformatigen Spiegel einen Einblick in das Bar-Spektakel zu bieten, mag nicht immer den natürlichen Gesetzmäßigkeiten der Perspektive entsprechen, zeigt aber dadurch recht amüsante Motive: So ragen die Beine eines Athleten noch oben links ins Bild, der offenbar am Trapez gerade einige Kunststücke vorführt. Die Dame darunter hat ihr Fernglas gezückt und schaut diesem angeregt zu.

Dieses Gemälde kann als Manets „Alterswerk“ bezeichnet werden. Es entstand in den letzten zwei Jahren vor seinem frühen Tod mit 51, der einer frühen, unbehandelten Syphilis-Infektion geschuldet war.



Édouard Manet - Bar in den Folies-Bergère

Öl auf Leinwand, 1882, 96 cm × 130 cm, Courtauld Institute of Art in London

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