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Paris Bordone - Bathseba im Bade

von Alexandra Tuschka


Na, das sieht wirklich aus wie eine Bühne! Im Vordergrund sehen wir drei Damen an einem Brunnen vor einem Zitronenbusch. Im Mittel- und Hintergrund klassisch römische Architektur, ein Schachbrettmuster, welches Tiefenraum erzeugt und den Blick in die Weite zieht und bei genauem Hinsehen entdecken wir auch König David, der seinen Kopf aus dem Palast streckt. Er ist für das Bildthema der badenden Bathseba nahezu unverzichtbar. Es ist kein Zufall, dass sich der Eindruck eines bühnenhaften Bildaufbaus vielen Besuchern aufdrängt. Zur Entstehungszeit des Bildes war eine theaterhafte Bildsprache «en vouge». Die Tempel und Paläste entstammen einer Buchillustration, die als Vorlage diente. 

Zeitlich befinden wir uns an der Grenze zum Barock , jedoch ist Bordone ganz Manierist. Er geht hier noch maßvoll mit den Emotionen der Protagonisten um: die gezeigten Affekte sind eher durch die Körpersprache als die Mimik zu entziffern. Stattdessen besticht das Werk durch die klaren Kompositionslinien, starke Perspektive und große Figuren, ausladende Gewänder und ein sanftes Kolorit . 

Die gezeigte Szene ist eine Szene der Verführung. Bathseba unter den drei Frauen auszumachen, gelingt durch die offensichtliche Nacktheit der Dargestellten rasch. Die unterwürfigen Gesten der Dienerinnen untermalen die hierarchischen Verhältnisse. Ansonsten aber sind alle drei Damen recht ausgewogen in einer Dreieckskomposition zu sehen. Die Dienerin rechts im blauen Gewand bildet ein optisches Gegengewicht zur badenden Bathseba. Aber was wir hier sehen ist schon ewig her! 

1000 v Chr. in Jerusalem erblickte König David, die Frau von Urias, einem Offizier, beim Baden. Er begehrte sie, ließ sie zu sich holen und schlief mit ihr. Um dies zu vertuschen, holte David Urias sogar von der Front und erlaubte ihm ein Schäferstündchen mit seiner Frau. Dieser lehnte aus Loyalität zu seinen Kameraden ab, so dass die Vaterschaft des in dieser Nacht entstandenen Kindes nicht mehr zu vertuschen war. Urias fiel durch eine weitere Falle auf dem Feld. David nahm Bathseba zu seiner vierten Frau. Sie gebar das gemeinsame Kind. Doch Gott sah die Sünde und bestrafte die beiden, indem er das Kind sterben ließ. Urias ist hier als weit entfernter Reiter in der Ferne noch erkennbar. Er wird buchstäblich durch die Fluchtachsen ins Verderben «gezogen».


Der in der Geschichte erlebte Zwiespalt wird auch durch den Zitronenbaum deutlich, der eine verlockende, jedoch saure Frucht symbolisiert. Auch die offenkundige Sinnlichkeit und Erotik des Vordergrundes steht im Kontrast zu dem sterilen, klaren Mittel- und Hintergrund. 

Bathseba wurde laut Quelltext übrigens in ihrem Gemach beim Baden beobachtet. Die Künstler jedoch machten aus ihr eine Verführerin, die ihr Bad recht öffentlich zur Schau stellt. Bathseba finden wir oft an einem Brunnen: ungeniert, und sich manchmal dem männlichen Beobachter vielleicht gar bewusst? 


Paris Bordone - Bathseba im Bade

Öl auf Leinwand, 1549, 234 x 217 cm, Wallraf-Richartz-Museum in Köln

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