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Paul Gauguin - Die Mahlzeit

von Lucie Klysch


Paul Gauguin gilt als exotischster aller französischen Maler der Klassischen Moderne. Ständig getrieben von der Suche nach dem ursprünglichen primitiven Leben reist er 1891 nach Tahiti. Seine Malerei widmet er den Lebensweisen der Polynesischen Gesellschaft. So wie auch in diesem Gemälde, das auch unter dem Namen „Die Bananen“ bekannt ist. Doch mit einer herkömmlichen Darstellung von Wirklichkeit hat das Gemälde nicht viel zu tun. Es war nicht seine Absicht die Dinge so zu malen, wie sie sich dem Auge darstellen. Viel mehr wollte er durch die Art wie er Formen und Farben einsetzt, seine tiefsten Empfindungen mitteilen.

Im Vordergrund sehen wir ein Büschel roter Bananen, Zitronen, ein Messer, eine geöffnete Guave, eine mit einer milchigen Flüssigkeit gefüllte Schüssel und zwei weitere Gefäße. Das faszinierende an diesem Bild ist die Art, wie Gauguin die Farben verwendet, insbesondere im Hinblick auf die dargebotene Mahlzeit. Sie soll nicht gefällig wirken, sondern eine sinnliche, emotionale Dimension wecken. Bei genauerer Betrachtung ist zu erkennen, dass die großen blauen Schatten gar nicht blau sind, sondern aus vielen verschiedenen Farben bestehen. Die plastische Wirkung im Vordergrund entsteht einerseits durch die Schatten, aber auch durch das Messer, das schräg zu den anderen Gegenständen angeordnet ist.


Im Hintergrund sitzen drei Kinder hinter einem Tisch. In der rechten äußeren Bildecke beobachtet eine rätselhafte dunkle Gestalt, gerahmt von einer Art Fenster, die Szene. Die Figuren charakterisieren sich durch deutliche Konturen mit großen Farbfeldern innerhalb der Umrisse. All das sorgt für eine ausgesprochen flächige Wirkung im Hintergrund der Gemäldes. Es fällt auf, dass die drei Kinder im Schatten sind und Licht und Farbe auf den Früchten liegen. Somit wird der Eindruck erweckt, dass sie die Kinder in den Hintergrund drängen.


Es ist fragwürdig, warum die Kinder an einem Tisch sitzen; einem Möbelstück, das in tahitianischen Häusern überhaupt nicht vorhanden war. Dazu findet sich das untypische weiße Tischtuch. Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um einen westlich geprägten Blick. Das Sujet hat weniger mit einer klassischen tahitianischen Mahlzeit, als mit einem Ritual zu tun, dass Gauguin beobachtet oder sich vielmehr ausgedacht hat.


Unklar ist auch, weshalb sich die beiden Jungen rechts und links von einem Mädchen befinden, das stark gerötete Pupillen hat. In verschiedenen Interpretationen wurde auf die Phallusform der Bananen hingewiesen und auch auf die geöffneten Früchte, die möglicherweise das weibliche Geschlecht andeuten. Die Tatsache, dass dieses Mädchen hier eingerahmt von zwei Jungen am Tisch sitzt, wurde auch als Darstellung ihres fruchtbaren sexuellen Erwachens gedeutet.


Das Gemälde ist eine Mischung aus Stillleben und Portrait und präsentiert die für Gauguin typische Art zu arbeiten. Es ist eine Suche nach vereinfachten Formen und den richtigen Farben. Gauguin ist ein Maler der Fantasie, des Gefühls, sein Spiel mit Raum und Farbe schickt den Betrachter auf eine Reise in ferne Gefilde.



Paul Gauguin - Die Mahlzeit

Öl auf Leinwand, 1891, 73 x 92 cm, Musée d'Orsay in Paris

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