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Raffael - Madonna della Seggiola

von Alexandra Tuschka


Maria, zart und jung und wunderschön, hält ihren Sohn Jesus sanft und schützend in den Armen. Rechts hat Johannes der Täufer beide ins Bild begleitet und schaut andächtig herüber. Es ist eines der früheren Werke Raffaels und erinnert vom Bildthema und Kolorit sowie der einfühlsamen Darstellung an sein Hauptwerk die sixtinische Madonna. Diese Szene jedoch ist in eine Kreiskomposition eingefügt, die Szene wirkt intimer; fast so, als würde der Betrachter in den Bildraum eindringen, wovor Maria ihr Kind zu schützen versucht. Während Maria und Johannes zarte Heiligenscheine aufweisen, malte Raffael Jesus mit Strahlen, die an die Typisierung Mose erinnern. Die Hinzufügung «Seggiola» kommt aus dem italienischen. «Der Stuhl», der hier namensgebend wirkte, ist übereck im Hintergrund zu finden. Dieser ist nicht irgendein Stuhl, sondern ein mit vergoldeten Holz verarbeiteter Sessel mit einer Rückenlehne aus Brokat von purpur und gold. Der goldene Knauf vorne rahmt die Sitzende ein und verstärkt die innere Geschlossenheit der Gruppe. 

Dieses Gemälde befand sich als Fresko an einer Hauswand in Urbino. Raffael selbst verlor seine Mutter im zarten Alter von 8 Jahren. Seine Madonnendarstellungen mögen eine eigene Sehnsucht nach diesen schützenden Armen zum Ausdruck bringen. Jesus ist hier wohlgenährt. Sein Arm liegt schwer auf dem der Mutter — beide bilden eine Diagonale. Ansonsten ist das Kind auf der Mittelachse angeordnet, sein Ellenbogen ragt aus der Kreismitte und ist durch die Lichtführung hervorgehoben. Die bewegten Füßchen zeugen von kindlichem Bewegungsdrang. Madonna ist hier nicht in den typischen Madonnenfarben zu sehen (blau und rot), sondern hat orientalisch anmutende Kleidung an. Johannes hingegen ist durch die Attribute Rohrkreuz und Fellgewand leicht zu erkennen. Er ist hier in einer Geste voller Hingabe zu sehen. 


Eine Anekdote sei noch angefügt: eine Überlieferung erzählt, dass Raffael das Bild als Bezahlung für eine durchzechte Nacht im Wirtshaus auf ein Fass gemalt haben soll. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass er im Sinne der toskanischen Renaissance sein Können durch die Wahl eines Tondos unter Beweis stellen wollte. 



Raffael - Madonna della Seggiola

Öl auf Leinwand, 1513, 71 x 71 cm, Palazzo Pitti in Florenz


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