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Rembrandt - Susanna im Bade

von Alexandra Tuschka


Susanna geht mit ihren Dienerinnen in ihren Garten, um zu baden. Sie bemerkt nicht, dass sie dabei seit einigen Tagen heimlich von zwei lüsternen Richtern beobachtet wird. Gemeinsam beschließen diese, Susanna durch Erpressung sexuell gefügig zu machen. Sie nutzen die Chance, als die Dienerinnen sich entfernen, um das Tor zum Garten zu schließen und nähern sich ihr. Das gottesfürchtige Mädchen, zudem Ehefrau des angesehenen babylonischen Juden Joakim, verweigert sich jedoch den Männern. „Lieber sterbe ich, als gegen Gott zu sündigen“ Sie beginnt zu schreien, doch auch die Männer beginnen die Umgebung zu alarmieren. Den Herbeieilenden erzählen sie, sie haben Susanna sich mit einem anderen Mann vergnügen sehen. Durch diese falschen Anschuldigungen wird das Mädchen zum Tode verurteilt. Dank einer göttlichen Eingebung erkennt der Jüngling Daniel, der dem Prozess beiwohnt, die wahren Schuldigen und kann die Richter durch voneinander getrennte Befragungen überführen. Letztlich werden diese gesteinigt.

Im kleinformatigen Gemälde in Den Haag zeigt Rembrandt Susanna mittig und fast bildausfüllend. Für sein Motiv wählte er einen nie vorher dargestellten Zwischenmoment. Das Mädchen wirkt erschrocken und versucht, ihre Scham und ihre Brust zu verdecken. Susanna ist fast nackt, den Schmuck jedoch hat sie noch nicht abgelegt. Eine Perlenkette hängt um ihren Hals, Armreife mit zwei weiteren Perlenreihen schmücken beide Handgelenke; auch auf dem Kopf trägt sie ein Flechtband. Den roten Samtmantel hat Susanna über eine Mauer gelegt.


Dabei tritt sie auf ihre Pantoffeln - ein Wortspiel, da der Schuh in den Niederlanden zu dieser Zeit abwertend für die weiblichen Geschlechtsteile stand. Susanna wollte ins Bad steigen; ihre Kleidung hat sie sorgfältig auf einer Anhöhe abgelegt; das lockere Haar offenbart einen rötlichen Schimmer. Wasser wird nur leicht im linken, unteren Bildrand angedeutet. Dort befindet sich ein Bruch in der Mauerarchitektur und signalisiert die Öffnung zum Bad. Die Metallvase auf dem Mauervorsprung korrespondiert mit der Burgarchitektur im Hintergrund.


Doch sie ist nicht allein - in den Verästelungen des Gebüschs sind bei genauerem Hinsehen die Richter zu erkennen, die das Mädchen noch heimlich beobachten. Susanna erschrickt also in keinster Weise vor dem Angriff der Männer – vielmehr verwehrt sie sich gegen die lüsternen Blicke der Betrachter vor der Leinwand. Der hier dargestellte Moment ist nur möglich, weil der Betrachter den Angriff der Männer unterbricht – das Bild ist auf dessen Partizipation angewiesen.


Rembrandts Susanna zeigt eine Frau in Angst, die erschrocken versucht, sich den fremden Blicken von außen zu entziehen und nicht, wie die Susannas der anderen Künstler, sich genau diesen aussetzt. Nicht nur die verschiedenen Ebenen der Betrachterrolle, sondern die gesamte Susanna- Ikonographie wir hiermit hinterfragt. Damit nähert sie sich ihrer literarischen Vorlage und verkörpert wahrlich die keusche und unschuldige Frau, von der die Quelle erzählt. Susannas Hilflosigkeit bezieht sich demnach nicht nur auf die dargestellte Situation, sondern ebenso auf ihre Rolle auf der Leinwand. Sie wurde zum Lustobjekt gemacht.


Rembrandt - Susanna im Bade

Öl auf Leinwand, 1636, 47 × 39 cm, Mauritshuis in Den Haag

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