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George Seurat - Ein Nachmittag auf der Ille de la Grande Jatte

von Alexandra Tuschka


Als „ein Mosaik der Langweile“ bezeichnete einmal ein Kritiker dieses Hauptwerk des Pointillismus. Und tatsächlich – viel Handlung kann man hier nicht ausmachen. Es ist ein warmer Sommernachmittag, zu dem sich zahlreiche Personen im Park eingefunden haben. Paare sind zu sehen, Frauen mit Kindern, Freundinnen, die beieinandersitzen. Ein See unterstützt den idyllischen Eindruck. Kaum eine Kommunikation ist zwischen den Personen auszumachen. Fast alle sind im Profil zu sehen und schauen aus dem linken Bildrand hinaus.

Akademischer Ausbildung trotzend, ging er früh neue Wege in der Darstellung. Seinen Stil nannte er Divisionismus, seine Künstlerkollegen hingegen bevorzugten den Begriff Pointillismus, der in geometrischer Strenge die Beziehungen von Licht und Gegenständen untersuchte. Dabei wich die Wahl der alltäglich-flüchtigen Motive gänzlich vom langwierigen Malprozess ab, der auf dem Simultankontrast benachbarter Farben beruhte. Denn das gesamte Bild besteht aus kleinen nebeneinander gesetzten Tupfern reiner Farbe, die erst aus einer gewissen Entfernung im Auge des Betrachters durch die additive Farbmischung verschmelzen.

Das Gemälde zeigt Personen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten auf der etwa zwei Kilometer langen Seine-Insel Île de la Jatte unter strahlendem Sommerhimmel im späten 19. Jahrhundert. Zwischen Bäumen und Wiese tummeln sich zahlreiche Anwohner, Hunde und Enten am Uferstreifen, sogar ein Affe wurde von der gehobenen Klasse mitgebracht. Geteilt in einen verschatteten Vordergrund und einen lichtüberfluteten Hintergrund spielt das gepunktete Ölgemälde mit den abgebildeten Farben und symbolisiert möglicherweise den Klassenunterschied. Das Werk bildet ein inhaltliches Pendant zur Badestelle in Asnières, die die Arbeiterklasse am gegenüberliegenden Ufer darstellt. Fast zwei Jahre benötigte Seurat für die zwei mal drei Meter große Abbildung, wobei er Überschneidungen der Dargestellten vermied, die dadurch wie Silhouetten wirken.

In seinem Gemälde Die Modelle verwendete er den rechten Bildteil des Sonntagnachmittags auf der Insel La Grande Jatte als Hintergrund für die nackt Posierenden, wodurch die Ausmaße des Werkes noch einmal deutlich werden. Heute befindet sich das Bild im Art Institute of Chicago.

Seurats Werk wurde nicht durch das Motiv sondern durch seine Technik weltberühmt. Der Maler löste die Farben in vibrierende, nebeneinanderliegende Punkte auf. Diese sind der prismatischen Brechung des Lichtes nachempfunden. So entstehen Farbmuster, die sich erst mit ein wenig Abstand zum Bildgrund zu einem Motiv zusammenfügen. Dadurch erscheinen die Farben lebendiger und frischer. Dem entgegen steht die nahezu statueske Steifheit der Personen, die Seurats Markenzeichen werden sollte.​



Georges Seurat - Ein Nachmittag auf der Ille de la Grande Jatte

Öl auf Leinwand, 1884-1886, 207, 5 x 308,1 cm, Art Institute in Chicago

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