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Vincent van Gogh - Das Schlafzimmer

von Alexandra Tuschka


Eine ungewöhnliche Perspektive bietet uns van Gogh hier. Es scheint, wir stehen am Fuße seines Bettes, welches sich unnatürlich in den Bildraum verkürzt. Die Bilder hängen schief an der Wand, als wollten sie sich krümmen und die Stühle verraten einige Nachlässigkeiten bei der Größendimension. Als sei der Boden hochgeklappt, „fallen“ die Gegenstände förmlich auf den Betrachter zu.

Das Schlafzimmer, um das es hier geht, befindet sich in Arles, Place Lamartine 2, auch bekannt als das „gelbe Haus“. Aus dem Fenster muss man direkt auf den Platz geschaut haben können. Die rechte Tür führte zum Flur und zu den Treppen, die linke führte zum Gästezimmer. Hier wird der Kollege und Freund Paul Gauguin des Öfteren übernachtet haben. An diesen schrieb Vincent über das Werk: „Es hat mir ungeheuren Spaß gemacht. Dieses Interieur mit nichts drin, von einer Einfachheit a la Seurat: flache Farben, aber derb aufgetragen, sehr pastos. (…) Mit all diesen sehr verschiedenen Farben habe ich eine vollkommene Ruhe ausdrücken wollen.“ Auf weiß verzichtete van Gogh bis auf wenige Ausnahmen, lieber malte er die hellen Gegenstände mit einem Gelb-Stich. Dicke, schwarze Umrisse trennen diese fast naiv voneinander. Im Prozess der Bildfindung zog der Maler sogar eine Nackte auf dem Bett oder eine Wiege in Betracht.


Das Gemälde, welches eines der bekanntesten des Künstlers ist, war auch eines seiner Lieblingsgemälde. In 13 Briefen beschreibt van Gogh seiner Familie das Bild voller Begeisterung. Nach diesem entstanden zwei weitere Versionen des Motivs auf Leinwand, zudem zwei Studien. Van Gogh wollte mit dem Bild das Auge beruhigen – durch die vielen Unstimmigkeiten besonders in Bezug auf die Perspektive ist ihm dies nicht gänzlich gelungen.


Ungewöhnlich ist zudem, dass die Gemälde an der Wand zumeist identifizierbar sind – dies sind die einzigen „Bilder im Bild“ bei van Gogh. So befinden sich in der frühesten Version, die heute im Van Gogh Museum hängt, das Landschaftsbild „Felsen mit Eiche“ frontal und Portraits von Eugéne Boch und Paul-Eugène Milliet an der seitlichen Wand. Einige Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs befinden sich noch auf dem kleinen Holztisch. Die zwei späteren Versionen entstanden als sich van Gogh in der psychiatrischen Klinik von Saint-Remy aufhielt. Dennoch wird meist das erste Original als das gelungenste zitiert.



Vincent van Gogh - Das Schlafzimmer

Öl auf Leinwand, 1888, 72 x 90,5 cm, van Gogh Museum in Amsterdam

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