top of page

Jan Vermeer - Die Malkunst

von Alexandra Tuschka


Der Maler, den wir auf einem Stuhl sitzend von hinten erkennen, ist dabei, ein junges Mädchen zu porträtieren. Er trägt jedoch keine zeitgenössische Kleidung, sondern eine Tracht aus dem 15. Jahrhundert. Damit verweist Vermeer, bei dem nicht sicher ist, ob er hier von hinten zu sehen ist, auf eine lange Tradition „goldener“ Maler wie Jan van Eyck und Rogier van der Weyden. Das Mädchen hingegen ist eine Personifikation. Sie wurde als Klio, als die Muse der Geschichtsschreibung, identifiziert. Sie hält den Lorbeerkranz und ein Buch, ihre Attribute, in der Hand. Die neun Musen schenkten Künstlern und Wissenschaftlern göttliche Inspiration. Vermeer positioniert sich hier also auch in der Diskussion um die Malerei als freie Kunst, indem er diese als solche unterstreicht. Das Instrument in Klios Händen ist die „Posaune des Ruhmes“, die ein Künstler erringen kann. Unter ihr befindet sich ein Tisch, auf dem allerhand Gegenstände zu sehen sind. Die Tischkante markiert die Bildmitte und verweist auf den Fluchtpunkt . Dieser befindet sich am linken Knauf der Landkartenbespannung.

Wiederkehrende Motive bei Vermeer sind der Schachbrettboden und der Stuhl im Vordergrund. Der schwere Vorhang ist weit zurückgeschoben und bietet einen Einblick in das Geschehen. Auch er ist ein typisches Stilmittel Vermeers und übermittelt zwischen der Realität und dem Bildgrund. Auch die Reduzierung des Geschehens auf die Interaktion nur zweier Personen ist ein typisches Bildthema des Niederländers So verstärkt sich auch die Dynamik und Intimität zwischen den Dargestellten. Die klaren horizontalen, dunklen Holzbalken oben umrahmen das Bild. Der Kronleuchter trägt keine Kerzen. Er ist verziert mit dem Doppeladler der Habsburger.


Hier im Hintergrund findet sich eine Karte, die die südlichen und nördlichen Provinzen der Niederlande unterteilt. Flankiert wird diese Darstellung von Stadtansichten der 17 Provinzen. Die Staffelei ist so positioniert, dass die oberen Holzbalken die Provinz Holland einrahmen.

Es ist also kein klassisches Genrebild, sondern eine Allegorie der Malkunst. Vielleicht wollte Vermeer die Malkunst überhöhen und ausdrücken, dass Ruhm nicht nur mit den klassisch anerkannten Bildmotiven zu erringen ist, sondern ebenso mit der Genremalerei.



Jan Vermeer - Die Malkunst

Öl auf Leinwand, 1664/68 oder 1673, 120 x 100 cm, Kunsthistorisches Museum in Wien

Internet.png

Welcher Künstler bist du? 

Persönlichkeitstest

Alle Werke

bottom of page