von Alexandra Tuschka
Poussin vereinte in seinem „Reich der Flora“ zahlreiche mythologische Anekdoten. Auf dem Gemälde aus dem Jahre 1630, versammeln sich allerhand Gestalten aus Ovids Metamorphosen. Die hier gezeigten Gottheiten lebten nach ihrem Tod als Pflanzen weiter.
Im Zentrum des Bildes durchschreitet Flora, die heitere Frühlingsgöttin, Blumen streuend einen Garten. Um sie herum sind die Bewohner des göttlichen Reiches locker gruppiert. In der linken Bildhälfte sieht man Aiax, den tapferen Helden des Trojanischen Krieges. Aiax wurde von der Göttin Athena mit Wahnvorstellungen belegt, so dass er einige Herdentiere mit Feinden verwechselte und diese tötete. Als er wieder zu Sinnen kam, stürzte er sich, beschämt über seine Handlung, in sein Schwert.
Später sollte sich Aiax in eine weiße Nelke verwandeln – hier wächst sie bereits aus dem Schwert und verweist auf den bevorstehenden Tod. Hinter Aiax sieht man eine Herme des Fruchbarkeitsgottes Priapus als Statue am dazugehörigen Opferaltar.
Im Vordergrund sitzen Narziss und Echo. Der selbstverliebte Narziss nutzt die Gelegenheit sein Spiegelbild im Wasserkrug zu bewundern. Die nach ihm benannten Blumen, die „Narzissen“, befinden sich ganz in der Nähe. Hinter Narziss schaut die Nymphe Klytia zum Sonnengott und ihrem ehemaligen Liebhaber Apollon auf. Dieser dominiert die obere Bildhälfte, indem er auf vier weißen Pferden über ein imposantes Wolkenmeer reitet.
Bei dem stehenden Pärchen im rechten Bildrand handelt es sich um den jungen Krokus und die Nymphe Smilax. Nachdem Krokus die Liebe von Smilax verschmäht hatte, wurde er durch die Liebesgöttin Venus in die gleichnamige Blume verwandelt. Hinter dem Paar stehen Hyakinthos und Adonis. Der schöne Hyakinthos wurde von Apollon geliebt. Durch einen Unfall starb Hyakinthos durch dessen Hand. Nach dem unglücklichen Tod seines Liebhabers ließ Apollon eine Hyazinthe aus dessen Blut wachsen. Diese Blume hält der Jüngling hier in den Händen.
Nicolas Poussin - Das Reich der Flora
Öl auf Leinwand, 1631, 131 x 181 cm, Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden